Erlebnis- und Individualpädagogik
Seit 2023 hat der SOS Kannerduerf Lëtzebuerg sein Angebot im Bereich der heilpädagogischen und therapeutischen Hilfsmaßnahmen um den Bereich der Erlebnis- und Individualpädagogik erweitert.
Die Erlebnispädagogik ist ein wissenschaftlich anerkannter Ansatz, der in vielen Bereichen der Jugendhilfe Anwendung findet. Sie hat sich als besonders wirksam bei der Betreuung von Jugendlichen mit komplexen Verhaltensstörungen erwiesen. Die Individualpädagogik erweist sich als ein zunehmend wichtiges Interventionsinstrument für die Krisenintervention bzw. die Aufnahme einer Beziehung zu Jugendlichen mit Bindungsstörungen.
Darüber hinaus steigt das Bedürfnis nach authentischen und direkten Erfahrungen mit ihrer Umwelt in einer Kinder- und Jugendpopulation, die sich immer mehr von ihren natürlichen Wurzeln entfernt und angesichts der globalen Digitalisierung in ein wachsendes Gefühl der Isolation verfällt.
Indem die Erlebnispädagogik Kinder und Jugendliche dazu anregt, ihre Grenzen zu entdecken und diese dann zu überwinden, indem sie ihre Komfortzone verlässt, stärkt sie das Selbstvertrauen und das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Aktivitäten zu zweit oder in kleinen Gruppen fördern den Teamgeist und die Zusammenarbeit und schaffen eine wichtige Grundlage für den Aufbau von Vertrauen.
Beim Klettern, Wandern, Kanufahren oder bei spielerischen Aufgaben in der Natur können Kinder und Jugendliche Verantwortung für sich und andere übernehmen, Konfliktlösungskompetenzen entwickeln und die eigene Persönlichkeit stärken.
In der Erlebnispädagogik werden gezielt Erfahrungsräume in Gruppen oder einzeln eingerichtet. Die dadurch aktivierten Ressourcen und Kompetenzen können dann auf die Bewältigung von Alltagsherausforderungen übertragen werden, z. B. um Befürchtungen / Ängste zu überwinden oder die Stressbewältigung und Selbstregulation zu verbessern. Darüber hinaus fördert die Arbeit in der Gruppe das Zusammengehörigkeitsgefühl, den Teamgeist und das Einfühlungsvermögen.
Die Nähe zu einer Natur in ihrem "ungezähmten" Zustand kann auch das Bewusstsein für den Respekt vor der Umwelt stärken und für eine nachhaltige Entwicklung sensibilisieren.
Insgesamt hat die Erlebnispädagogik einen positiven Einfluss auf die ausgewogene Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen und hilft ihnen, schwierige Situationen mit Gelassenheit und Selbstvertrauen zu meistern.
Das Projekt umfasst eine Reihe von Aktivitäten in der Natur, die alle auf die Entwicklung spezifischer Kompetenzen abzielen, von denen die folgenden die wichtigsten sind:
Körperliche Kompetenzen: Kraft, Koordination, Mobilität, Ausdauer, Gleichgewicht, Feinmotorik.
Persönliche Kompetenzen: Selbstvertrauen, Kenntnis und Überwindung persönlicher Grenzen, Annahme von Herausforderungen, realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Grenzen, Konzentration, Selbstkontrolle.
Soziale Kompetenzen: Zusammenarbeit, Kommunikation, Teamgeist, Verantwortungsbewusstsein und Einfühlungsvermögen, Problemlösungskompetenz.
Sicherheitskompetenzen: Hohes Verantwortungsbewusstsein, besondere Aufmerksamkeit für die eigene Sicherheit und die Sicherheit anderer.