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Publié le 20 November 2025

Die Rechte der Kinder: ein Engagement, das nicht zur Diskussion steht

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Gestern wurde der Internationale Tag der Kinderrechte begangen. Aus diesem Anlass gibt Valérie Oberlé, Generaldirektorin der Fondation Lëtzebuerger Kannerduerf, einen Überblick zu diesem wichtigen Thema und bekräftigt die Bedeutung eines gemeinsamen Engagements für den Schutz und das Wohlergehen der Kinder.

20. November: Internationaler Tag der Kinderrechte. Jahr für Jahr kehrt dieses Datum zurück wie ein Appell an das kollektive Bewusstsein, wie ein Spiegel, der uns vorgehalten wird. Es erinnert uns daran, dass Kinder nicht nur unsere Zukunft sind: Sie sind unsere zerbrechlichste Gegenwart, die oft – trotz uns – die Wahrheit unserer Gesellschaft offenbart.

„Die Kindheit ist ein Geflecht aus zerbrechlichen Kräften: Wenn man sie schützt, werden sie zu Flügeln.“ — Boris Cyrulnik

Man müsste diesen Satz langsam noch einmal lesen, ihn fast in uns hineinatmen lassen. Die Kindheit ist kein einfaches Terrain. Sie besteht aus Aufbrüchen und Erschütterungen, aus Neugier und Ängsten, aus Versprechen und Verletzlichkeiten. Was wir tun – oder nicht tun –, um diese zerbrechlichen Kräfte zu schützen, bestimmt, wie sie sich eines Tages in Flügel verwandeln.

Selbst in einem stabilen, struktutierten und wohlhabenden Land wie unserem, bleibt die Kindheit ein empfindliches Gefüge, ausgesetzt dem Schweigen, der Vernachlässigung, manchmal unsichtbaren Wunden. Wir möchten glauben, dass die Kinderrechte selbstverständlich sind. Doch Rechte sind nur lebendig, wenn wir sie leben. Schutz ist nur real, wenn wir ihn praktizieren. Bientraitance, dieser achtsame, respektvolle Umgang mit Kindern, existiert nur, wenn wir sie wählen.

Trotz der vielen Texte, trotz der Konventionen, trotz der Kampagnen wissen wir, dass manche Kinder am Rand jener Unbeschwertheit bleiben, die ihnen zusteht. Und genau deshalb ist dieser 20. November kein Ritual, sondern eine klare und notwendige Erinnerung an unsere Verantwortung.

Für eine Organisation wie die unsere ist es keine Frage der Positionierung, sondern der Ethik, die Kinderrechte ins Zentrum zu stellen., Jedes Kind, das wir begleiten, trägt eine einzigartige Geschichte, ein individueller Lebensweg. Es liegt an uns, zugleich Hüter dieser Geschichte, Beschützer dieses Weges und verantwortungsbewusste Zeugen dieses Wachstums zu sein.Wir schulden jedem Kind eine Umgebung, die beruhigt, ermutigt, zuhört, respektiert. Einen Raum, in dem es sich ohne Angst irren darf, Fragen ohne Scham stellen, grenzenlos träumen. Einen Raum, in dem seine Würde nicht nur bewahrt wird: einen Raum, in dem sie als Selbstverständlichkeit anerkannt ist.

Diese Verantwortung ruht nicht allein auf Verfahren sondern auf Menschen. Auf den Teams, die jeden Tag die Hand reichen, erklären, beruhigen, beobachten, vorbeugen, schützen. Der Schutz der Kindheit ist eine tägliche Aufgabe, ein Werk aus Anpassungen, Präsenz, Kohärenz, aufmerksamen Blicken.

Die Antwort auf diese Herausforderung liegt in unseren Händen, in unseren Taten, in unserer Wachsamkeit. In unserer kollektiven Fähigkeit, Bientraitance zu wählen, statt nur Misshandlung anzuprangern.

Die Worte, die ich verwende, sind keine Anweisung, sondern ein Kompass, der uns leitet. Sie erinnern daran, dass Schutz niemals ein Besitzstand ist, sondern ein lebendiges Engagement, eines das sich Tag für Tag, Geste für Geste aufbaut.

20. November: eine Erinnerung, ein Appell, ein Versprechen

An diesem Internationalen Tag der Kinderrechte wollen wir klar bekräftigen, was im Herzen unserer Mission liegt. Wir wählen Engagement und Vertrauen. Wir wählen Verantwortung. Wir wählen Mut. Wir wählen, jedes Kind und jeden Jugendlichen kompromisslos zu schützen.Die Kindheit zu schützen bedeutet nicht nur, unseren Auftrag zu erfüllen, sondern die Welt zu gestalten, die wir hinterlassen. Es bedeutet, anzuerkennen, dass jede Geste zählt, jede Präsenz beruhigt, jeder aufmerksame Blick ein Vertrauen schafft, das ein Leben verändern kann.

In dem Moment, in dem wir unser Engagement bekräftigen, ist es gut, sich an andere Worte zu erinnern, die ebenfalls wie ein moralischer Kompass klingen:

„Es gibt keine größere Offenbarung der Seele einer Gesellschaft als die Art und Weise, wie sie ihre Kinder behandelt.“ — Nelson Mandela

Mit diesem 20. November, der uns an das Wesentliche erinnert, möge es uns gelingen, weiterhin das Beste unserer Gesellschaft sichtbar zu machen. Mögen wir gemeinsam dafür sorgen, dass jedes Kind mit Respekt empfangen, mit Fürsorge umgeben, bedingungslos geschützt wird.

Und mögen wir vor allem diese einfache und gewaltige Verheißung im Kopf behalten: aus jeder Kindheit ein Land der Unbeschwertheit zu machen, in dem die zerbrechlichen Kräfte wirklich zu Flügeln werden.