Publié le 30 September 2025
WENN SCHON ALLES GESAGT WURDE…ÜBER DIE RECHTE DER KINDER!

WENN SCHON ALLES GESAGT WURDE…
… ÜBER DIE RECHTE DER KINDER!
― Valérie Oberlé
Generaldirektorin der Fondation Lëtzebuerger Kannerduerf
Warum Wohlwollen? Lasst uns Misshandlung abschaffen!
Wenn es nur so einfach wäre…
Im Jahr 1946 wurde UNICEF – das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen – gegründet, nachdem das ganze Ausmaß des Grauens in den deutschen Internierungslagern, im Krieg in Fernost und auf allen Schauplätzen des globalen Konflikts des Zweiten Weltkriegs sichtbar wurde.
Der Krieg hatte zuerst die Verletzlichsten getroffen: die Kinder.
Danach kam die Verarmung hinzu.
Wer hat die Bilder der Massaker in Biafra vergessen, die skelettartigen Kinder in Ruanda, die verzweifelten Gesichter aus Syrien, der Ukraine oder Palästina?
Und in Luxemburg?
Wie steht es hier um die Achtung der Kinderrechte im Herzen einer stabilen, friedlichen Demokratie?
Warum müssen wir immer noch über Misshandlung (oder die Bedeutung des Wohlwollens) sprechen?
Warum bleiben Kinder die verletzlichsten Wesen in einer Gesellschaft, in der alles geregelt, normiert und durchdacht ist?
Warum müssen wir uns immer wieder daran erinnern, dass Kinder ein Recht auf Unbeschwertheit, Sicherheit und Zuwendung haben?
Leider bleibt die Bilanz bitter. Aber sie zeigt uns gleichzeitig, wie unverzichtbar unser Engagement ist.
Trotz der Gesetze, trotz der Sensibilisierungskampagnen, trotz des guten Willens: Misshandlung existiert noch immer.
Leise. Heimtückisch. Alltäglich. Oft verharmlost. Manchmal ignoriert.
Es wäre zu einfach, nur mit dem Finger auf Länder zu zeigen, in denen Armut, Gewalt und Instabilität herrschen.
Auch bei uns, in unseren Häusern, unseren Institutionen, unseren Schulen – weinen Kinder im Stillen.
Handelt es sich um eine angeborene Perversion unserer Spezies?
Oder um ein kollektives Aufgeben unserer ersten Verantwortung?
„Wir schulden unseren Kindern, den verletzlichsten Mitgliedern unserer Gesellschaft, ein Leben ohne Gewalt und Angst.“
— Nelson Mandela
Eine stärkere Verfassung, aber tägliche Wachsamkeit
Seit dem 1. Juli 2023 erklärt die luxemburgische Verfassung:
„Der Staat wacht über den Schutz der Rechte des Kindes. Er garantiert das Wohl des Kindes bei allen Entscheidungen, die es betreffen.“ (Art. 11, Abs. 3)
Ein einziger Satz. Aber ein feierliches Versprechen. Ein Kompass.
Und doch reicht dieses starke Bekenntnis nicht aus.
Es ersetzt weder die Wachsamkeit eines Nachbarn, noch den aufmerksamen Blick einer Pädagogin, noch das wohlwollende Zuhören eines Erwachsenen.
Dort beginnt unsere Verantwortung.
Bei der Fondation Lëtzebuerger Kannerduerf haben wir beschlossen, nicht wegzusehen.
Unsere Antwort: eine konkrete Schutzpolitik
Kinderrechte kann man nicht einfach beschließen – man muss sie jeden Tag leben.
Es reicht nicht, Misshandlung zu verurteilen.
Es ist notwendig, aktiv Wohlwollen zu gestalten.
Deshalb haben wir eine starke, klare und konkrete Schutzpolitik für die Kinder und Jugendlichen entwickelt, die wir begleiten.
Wir glauben, dass ein Kind sich nur in einem schützenden, wohlwollenden und respektvollen Umfeld entfalten kann.
Ein Umfeld, das sein Vertrauen stärkt, seine Träume ermutigt und ihm ermöglicht, sich in Würde zu entwickeln.
Was wir bekämpfen
Alle Mitarbeitenden der Fondation vertreten eine eindeutige Haltung gegen jede Form von:
- körperlicher oder psychischer Gewalt
- Vernachlässigung
- Missbrauch
- Misshandlung
- Ausbeutung, insbesondere sexueller Art
Durch unser Handeln, unsere Wachsamkeit und die kontinuierliche Verbesserung unserer Praxis stellen wir sicher, dass jedes Kind, das wir aufnehmen, in Sicherheit, im Respekt seiner Rechte und seiner Persönlichkeit aufwachsen kann.
Was wir aufbauen
Unsere Politik stützt sich auf drei Hauptziele:
- Risiken von Misshandlung durch eine starke Kultur des Wohlwollens verringern
- Das Sicherheitsgefühl der Kinder und Jugendlichen stärken
- Die Kompetenzen und Wachsamkeit unserer Mitarbeitenden verbessern
Dazu handeln wir in vier zentralen Bereichen:
1. Betreuung
Kinder, Jugendliche und Familien aktiv in ihre Entwicklung einbeziehen.
Ihnen helfen, ihre Rechte zu kennen und einzufordern. Zuhören ermöglichen.
2. Organisation
Ein strenges System zur Überwachung, Aktualisierung und Kontrolle unserer Politik garantieren.
Klare Meldeverfahren einrichten, professionelle Bearbeitung von Vorfällen sicherstellen und den Opfern sofortige Unterstützung bieten.
3. Personalwesen
Bedingungen für eine ethische, unterstützende und verantwortungsvolle Arbeitsweise schaffen.
Kontinuierliche Weiterbildung fördern und die Einhaltung eines anspruchsvollen Verhaltenskodex garantieren.
4. Sichtbarkeit / Image
Transparent über unsere Praktiken und Engagements kommunizieren.
Unsere Rolle als Referenzakteur im Kinderschutz in Luxemburg bekräftigen.
Der Mut zu handeln
Unsere gesamte Arbeit beruht auf vier einfachen, aber entscheidenden Worten:
Engagement. Verantwortung. Vertrauen. Mut.
Diese Worte sind keine Schlagworte.
Es sind Werte, die wir täglich leben.
Sie beantworten die Frage, die wir uns alle ohne Umwege stellen müssen:
Eine gerechte Gesellschaft muss ihre Kinder schützen
In der Fondation haben wir uns entschieden zu handeln.
Nicht nur zu denken, anzuklagen oder zu verkünden.
Sondern täglich zu handeln. Für jedes Kind, jeden Jugendlichen, der uns anvertraut wird.
Um dieses Engagement mit Leben zu füllen, lade ich Sie auf den folgenden Seiten ein:
- unser Kinderschutzkonzept zu entdecken
- unsere Beauftragten für Kinderrechte kennenzulernen
- diese wichtige Verantwortung gemeinsam mit uns zu teilen
„Die Größe einer Gesellschaft zeigt sich daran, wie sie mit ihren Kindern umgeht.“
— Nelson Mandela