Publié le 03 September 2025
Erwachsen werden heißt auch, lernen, seine Stimme zu erheben!

Am 15. September ist nicht nur Schulanfang in Luxemburg, sondern auch der Internationale Tag der Demokratie, eingeführt von den Vereinten Nationen, um die demokratischen Prinzipien weltweit zu fördern und zu verteidigen.
Bei SOS Kannerduerf werden Kinder und Jugendliche mit #KaJuPa (Kinder- und Jugendparlament) zu kleinen Politikern. Sie tauschen ihre Ideen aus, debattieren und lernen, was Demokratie wirklich bedeutet.
SCHUTZ UND KINDERRECHTE – EIN PARTIZIPATIVER ANSATZ
― BERND SCHÄFER
Eine positive Entwicklung im Bereich Kinderschutz und Kinderrechte zeigt sich darin, dass viele Länder, darunter Luxemburg, die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der kontinuierlichen Verbesserung ihres Schutzes fest in Gesetzen verankert haben. Denn diese wollen selbstverständlich mitbestimmen und Einfluss auf alle Entscheidungen nehmen, die ihr Leben betreffen. Dies ist ein wichtiger Schritt in ihrer Entwicklung.
Dazu passt Luxemburg seinen Gesetzesrahmen an, führt Präventionsprogramme ein und fördert die Zusammenarbeit verschiedener Institutionen. Seit dem 1. Juli 2023 ist das Prinzip der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Entscheidungen, die sie betreffen, in der Verfassung Luxemburgs verankert:
„Das Wohl des Kindes ist bei allen Entscheidungen, die es betreffen, vorrangig zu berücksichtigen. Jedes Kind hat das Recht, zu allen es betreffenden Angelegenheiten seine Meinung frei zu äußern. Diese wird entsprechend dem Alter und dem Entwicklungsstand des Kindes gewürdigt.“
PARTIZIPATION IM ZENTRUM UNSERER ARBEIT
Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen steht im Mittelpunkt der luxemburgischen Politik und ist ein Hauptziel des nationalen Aktionsplans für Kinderrechte „Zesumme fir d’Rechter vum Kand“. Darüber hinaus ist sie zentral in unseren Prozessen verankert. Die Beteiligung der Begünstigten und Prävention sind zentrale Elemente des „Nationalen Rahmenplans für Kinder- und Familienhilfe“, der sich unter anderem auf die UN-Kinderrechtskonvention stützt.
Die Fondation Lëtzebuerger Kannerduerf setzt sich kontinuierlich für die Weiterentwicklung ihres Kinderschutzkonzepts, die Förderung der Kinderrechte und die möglichst umfassende Beteiligung der von uns betreuten Jugendlichen ein. Ein wegweisender Schritt war die Gründung des ersten „Kinder- und Jugendparlaments“ (KaJuPa) im Jahr 2019 bei SOS Kannerduerf Lëtzebuerg parallel zur Einführung der Funktion des „Kinderschutzbeauftragten“.
DAS KINDER- UND JUGENDPARLAMENT ALS WICHTIGER ANSPRECHPARTNER
Mit KaJuPa hat SOS Kannerduerf Lëtzebuerg eine Initiative ins Leben gerufen, die Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus allen unseren Einrichtungen ermöglicht, an Entscheidungsprozessen teilzunehmen, ihre Meinungen auszutauschen und sich mit verschiedenen Arbeitsthemen zu beschäftigen.
Die Vertreter*innen des KaJuPa werden demokratisch gewählt und stehen unter der Aufsicht der Kinderschutzbeauftragten für eine Amtszeit von zwei Jahren. Das Parlament tagt regelmäßig in zwei Altersgruppen (bis 11 Jahre und ab 12 Jahre) mit Vertretern der Institution, um Vorschläge zu diskutieren, Meinungen zu äußern und Informationen auszutauschen.
KaJuPa ist nicht nur ein Garant gelebter Partizipation bei SOS Kannerduerf Lëtzebuerg, sondern auch ein erster Ansprechpartner für Prävention. Die Themen, die die Vertreter in die Sitzungen einbringen, sowie jährlich wechselnde Schwerpunkte – Partizipation, Demokratie, Vielfalt und Schutz – werden in getrennten Workshops oder zielgerichteten Aktivitäten behandelt.
KaJuPa ist auch über die Grenzen von SOS Kannerduerf hinaus aktiv, mit jährlicher Teilnahme an regionalen Veranstaltungen zu Kinderrechten wie „ChiCo Kinderkonferenz“ oder „KaJuKo – Kinder- und Jugendkonferenz“. Zudem arbeitet KaJuPa mit dem „Zentrum für politische Bildung (ZPB)“, dem Nationalen Jugendrat (Jugendrot), sowie bei der Jugendkonvention im Parlament zusammen.
DIE SCHLÜSSELROLLE DER KINDERSCHUTZBEAUFTRAGTEN
Die Kinderschutzbeauftragten spielen eine zentrale Rolle. Die Planung und Organisation von KaJuPa ist nur ein Teil ihrer Aufgaben, die auf den drei Säulen Schutz, Information und Prävention basieren.
Bei jedem Verstoß gegen die Rechte der Begünstigten sind sie aktiv, kümmern sich um eine gezielte Unterstützung und sorgen für die korrekte Anwendung der Verfahren. Sie schulen und informieren kontinuierlich Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter zu Kinderrechten, Schutzmaßnahmen und Beschwerdeverfahren.
Prävention und Sensibilisierung erfolgen in Form von Workshops und zielgerichteten Aktivitäten zu aktuellen Themen entsprechend dem Bedarf der Kinder und Jugendlichen.
EIN VERNETZTER ANSATZ
Die Arbeit der Beauftragten richtet sich nicht nur an die Begünstigten, sondern auch an neue Mitarbeitende, im Rahmen der KD Connect Informationsplattform, bei der Betreuung neuer Ankömmlinge, bei Jugendversammlungen sowie bei der Erstellung von Kommunikationsmaterialien (Videos, Flyer, Plakate, Intranet).
Im Bereich des Wohlwollens übernehmen die Beauftragten Aufgaben als Koordinatoren oder Multiplikatoren. Für 2025 ist eine Erweiterung der Sensibilisierungs- und Präventionsangebote für Kinder, Jugendliche und Mitarbeitende geplant.
Zudem arbeiten sie über die Organisation hinaus in einem Netzwerk mit, das unter anderem Ministerialverwaltungen, Children Village International, Bientraitance asbl, Justiz, Polizei, OKAJU, politische Bildungszentren, Nationaler Jugendrat (CGJL - Jugendrot), Bee secure, Respect.lu, Nationalen Jugenddienst (SNJ) und verschiedene Jugendorganisationen umfasst.
DIE „EXPERTEN“ IHRER EIGENEN LEBENSSITUATION
Die Meinung und Perspektiven der bei der Fondation betreuten jungen Menschen sind uns sehr wichtig. Als Fachkräfte orientieren wir uns häufig an ihrem Wissen, das oft in die pädagogischen Konzepte und Programme von SOS Kannerduerf Lëtzebuerg einfließt.
Denn die jungen Menschen sind die „Expert*innen“ ihrer eigenen Lebenssituation. Respektieren wir dies, können wir gemeinsam den Weg zu gelebter Partizipation und somit zu gelebten Kinderrechten gehen.